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Water Glass Stories

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Beitrag  Rue Cavannon So Feb 28, 2010 2:07 am

Drei Worte zur Erklärung - warum "Water Glass Stories"?

Tja, schuld ist mein Englischlehrer, der in unserem Grundkurs einmal behauptete, man müsse schon ein Thema und eine Handlung haben, wenn man eine Kurzgeschichte schreiben möchte, und könne keine Geschichte über beispielsweise ein Glas Wasser schreiben.
Dass ich ihn widerlegt habe (und auch noch auf Englisch), sei dahingestellt. ^^ Seitdem heißt mein Ordner auf dem Desktop so, in dem ich meine literarischen Ergüsse sammle, einfach, weil ich über n'importe quoi schreibe, was mir eben gerade so einfällt, über alles und nichts, über dies und jenes, manchmal auch einfach ohne bestimmtes Thema - beispielsweise über ein Glas voll Wasser...

Hope you like it a little bit! <3
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Water Glass Stories Empty Re: Water Glass Stories

Beitrag  Rue Cavannon So Feb 28, 2010 2:09 am

Engel und Sandmänner

Tropf. Tropf. Tropf.
Ich starre an die Decke und warte auf den Sandmann. Es ist so viel einfacher an den Sandmann zu glauben. Man kann Verantwortung abwälzen und das ist immer gut. Es fühlt sich gut an. Und es ist tröstlich sich einzureden, der Sandmann sei daran schuld, dass man nicht schlafen kann.
Der tropfende Wasserhahn im Bad macht die Sache auch nicht gerade leichter. Oder vielleicht sogar sehr viel leichter. Der Wasserhahn ist schuld, denke ich, der tropfende Wasserhahn hält dich wach! Verantwortung abwälzen löst das Problem nicht. Aber man kommt besser damit klar. Bilde ich mir zumindest ein.

Tropf. Tropf. Tropf.
„Mia, schläfst du schon?“ Es ist kaum mehr als die Ahnung eines Flüsterns. Ich drehe den Kopf, obwohl ich nichts sehen kann. Es ist dunkel. Jeanie steht neben meinem Bett, ich spüre ihre kleinen, kalten Hände auf meinem Arm. Wortlos hebe ich die Bettdecke an und sie krabbelt darunter. Ihre eisigen Füßchen schmiegen sich gegen meine Beine. Aber ich kann sie jetzt nicht rausschmeißen. Ihre Nähe tröstet. Nur die Verantwortung schlägt wieder zu…
„Mia, was ist Klapse?“ Ich erstarre. „Wie bitte?“ Jeanies Stimme klingt ernst und nachdenklich. Sie muss sich den ganzen Tag darüber Gedanken gemacht haben. Sie, die vor wenigen Tagen ihren siebten Geburtstag hatte feiern wollen.
„Was ist Klapse?“, wiederholt Jeanie beharrlich.
Ich muss mich beherrschen. Keine Tränen vor meiner kleinen Schwester. Keine Schwäche. Sie muss doch jemanden haben, wenigstens einen, der sie versteht. Wenigstens mich. Wenn sie schon ihre Eltern nicht haben kann.
Keine Tränen, keine Wut. Wo zum Teufel hat sie diesen Ausdruck aufgeschnappt? Ich balle meine linke Hand zur Faust. Nur die linke, denn die rechte habe ich ja um Jeanie gelegt. „Die Tante, die gestern mit uns geredet hat, hat gesagt, Papa ist in der Klapse und wir kommen auch bald hin.“ Ich kann fast sehen, wie sich ihre glatte Stirn in Falten legt. „Ich habs genau gehört! Sie hat gedacht, ich schlafe schon, aber ich habs gehört!“

Ich bin jetzt doch wütend. Wütend auf die Frau vom Jugendamt. Wütend auf Papa. Wütend auf Mama, weil sie jetzt nicht bei uns ist. Und wütend auf mich, weil ich weiß, dass Mama nichts dafür kann.
„Jeanie, Klapse ist ein ganz böses Wort. Wer das sagt, hat keine Ahnung!“, behaupte ich. „Papa ist… in so einer Art Krankenhaus. Er ist nämlich krank und sie wollen ihm helfen.“ Ja, Papa ist in der Klapse! Er ist ein geistesgestörter Psychopath und er ist in der Klapse, verdammt noch mal, und kommt da hoffentlich nie wieder raus! Soll ich das meiner kleinen, siebenjährigen Schwester sagen? Er ist doch immer noch ihr Vater…
Jeanie schweigt und kuschelt sich an mich. „Ich vermisse Mama“, flüstert sie schließlich. Ich kämpfe die Tränen zurück – stark sein! „Ich auch!“, wispere ich zurück und schließe meine Arme um sie.

Tropf. Tropf. Tropf.
Der Wasserhahn tropft immer noch. Er wird noch die ganze Nacht tropfen und morgen werden sie jemanden holen der ihn repariert. Vielleicht auch nicht, denn es stört ja niemanden, dass er tropft. Alle schlafen. Alle außer mir.
Jeanie ist ebenfalls eingeschlafen. Ich spüre ihren gleichmäßigen Atem auf meiner Haut. Ich starre wieder an die Decke. Immer noch oder schon wieder, ich kann es nicht genau sagen.
Liebe Mama, du fehlst mir so unendlich. Ich wünschte, du wärst bei mir, aber ich weiß, dass du mich stark sehen willst! Ich werde stark sein für dich und Jeanie.
Ob sie das hören kann, da oben? Engel sollen ja angeblich alles hören, und ein Engel ist sie bestimmt geworden.
Engel und Sandmänner. So kann ich mich selbst aushalten.

Ich liege ganz still da und starre an die Decke. Selbst das Abwälzen der Verantwortung hilft manchmal nichts. Ich weiß, dass sie mir Jeanie wegnehmen werden. Ich kann versuchen, es auszublenden, aber sie werden es doch tun. Mit sechzehn stecken sie dich in ein betreutes Wohnheim. Aber nicht mit sieben.
Ich schlinge meine Arme enger um Jeanie. Und ich fühle mich, als würde ich jetzt gerade von der Verantwortung erdrückt werden.

Im Badezimmer tropft der Wasserhahn.
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Water Glass Stories Empty Re: Water Glass Stories

Beitrag  Grace Stewart So Feb 28, 2010 2:22 am

Unglaublich. Ich finde die Geschichte super, mega toll. Ich kanns gar nicht anders ausdrücken. Dein Schreibstil - ist meiner Meinung - noch viel besser als der in deinen Posts und man kann sich so gut in die Person hinein versetzen weil Handlungen und Gedanken so toll und genau beschrieben sind. Und das Thema bzw. die Handlung insgesamt ist - *keine Worte find* - auch etwas aus dem Leben gegriffen und die meisten wollen es wirklich nicht wahrhaben.
Ok ... wenn Silvia das liest, dann kann sie es bezeugen das ich sehr schnell weine. Egal, ob bei Witzen oder bei traurigen Dingen. Aber ich bin ganz ehrlich: Ich habe schon wieder Tränen in den Augen. Das ist mir irgendwie total unter die Haut gegangen. Manche denken jetzt vielleicht, dass das viel zu übertrieben ist, weil es 'nur' eine Kurzgeschichte ist aber wenn man sich die Vorgeschichte und die Zukunft der Personen klar vor Augen macht, kann man es vielleicht verstehen.
Wie gesagt: 1+*
Super tolle Geschichte! Zum Glück hast du doch die erste genommen. *grins*
LG
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Water Glass Stories Empty Re: Water Glass Stories

Beitrag  Rue Cavannon So Feb 28, 2010 2:25 am

Oha... ich bin sprachlos - danke! o.O
So toll fand ich die nie und ich weiß auch nicht, ob ich mich eigentlich anmaßen dürfte, über so ein Thema zu schreiben, weil ich doch sehr behütet aufgewachsen bin - aber dein Kommi hat mich jetzt doch etwas stolz gemacht... Vielen, vielen Dank! <333
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Water Glass Stories Empty Re: Water Glass Stories

Beitrag  Conor MacCarthy Di März 02, 2010 10:00 pm

So hier mein versprochener Kommentar Smile

Zuallererst finde ich deinen Schreibstil einfach fantastisch, der nimmt einem die meiste Arbeit beim Hineinversetzen in die Geschichte ab. Man fühlt sich direkt mittendrin! Eigentlich ist die Geschichte völlig aus dem Kontext gerissen, man weiß aber trotzdem, da du es ganz nebensächlich und doch bewusst mit einfließen lässt, genau worum es geht. Kein stundenlanges erklären der Story, die Infos kommen ganz nebenbei und natürlich, wunderbar. Man versteht sofort warum sich die Protagonisten fühlt wie sie es eben tut, kann es nachvollziehen und denkt eigentlich genau das gleiche.

mit freundlichen Grüßen Sascha

Ps.: Rechtschreibfehler hab ich auch keine gefunden *gg*

Edit: Hab selbst einen gemacht -.-^^
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Water Glass Stories Empty Re: Water Glass Stories

Beitrag  Patrick Cole Do März 04, 2010 7:04 pm

Juhuuu, danke für den Kommi! *strahl*
Aber ihr könnt mich doch jetzt nicht alle nur loben und nicht kritisieren... ^^ Das glaub ich nicht! Embarassed
Vielen, vielen Dank! *rot anlauf* Da spendier ich doch glatt mal ne Dose Kekse! Very Happy

Edit: Rechtschreibfehler haben hier bei uns auch ein Recht auf ihre Existenz, kein Stress Wink
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